Probleme bei der Riester-Rente: Was ARD-PlusMinus am 25.8.2021 nicht berichtete

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Wenn es um die künftige Rentenpolitik geht, wird oft auf die Fehler bei der Riester-Rente verwiesen. Das geschah diese Woche auch im ARD-Magazin Plusminus am Beispiel einer Frau (Jana Kämmerer), die jahrelang bei der AachenMünchener einen Riestervertrag bespart hatte. Verwiesen wurde auch auf die gefährliche Nähe zwischen Politik und Finanzwirtschaft. Vor allem die Rolle der SPD und des damaligen Finanzdienstleisters AWD mit dem Chef Carsten Maschmeyer wurde dabei kritisch hinterfragt. Vernachlässigt wurde dagegen die Rolle der CDU und ihre Nähe zum Finanzdienstleister Deutsche Vermögensberatung (DVAG). Aber eins nach dem anderen.

Sparer leiden unter Kosten der Riester-Rente

Am Beispiel im ARD-Magazin PlusMinus vom 25. August 2021 wurde deutlich gemacht, wie die Verwaltungs- und Vermittlungskosten bei einem Riester-Vertrag vom Anbieter AachenMünchener die staatlichen Förderungen übersteigen. In Verbindung mit der derzeitigen Niedrigzinspolitik könnten zudem kaum zusätzlichen Gewinne erzielt werden, sodass das Riestersparen für die Kundin der Versicherung letztlich zum Negativgeschäft wurde. Über 17.000 Euro habe sie ingesamt eingezahlt und auf Ihrer aktuellen Abrechnung stünden nun nur etwa 16.000 Euro auf der Guthabenseite. Durch einen Wechsel der Versicherung, habe sie zumindest die Kosten senken können, heißt es in dem Beitrag.

Die Journalisten befragten dazu auch Axel Kleinlein, vom Bund der Versicherten. Er sagt im ARD-PlusMinus-Beitrag : „Das Hauptproblem besteht darin, dass jeder der Riestern möchte, früher oder später Kunde eines Versicherungsunternehmens werden muss. Das macht die Produkte besonders teuer, unflexibel. intransparent und am Schluss eben zu einem schlechten Geschäft für die Bürgerinnen und Bürger – und natürlich auch für den Steuerzahler.“

Zu den Kosten für die Riester-Verträge stellt Kleinlein fest: „Wo früher drei verschiedene Kostenpositionen ausgereicht haben, um über mehr als hundert Jahre den gesamten Lebensversicherungsbereich abdecken zu können, da waren auf einmal über 40, die nur für die Riesterrente erfunden und eingeführt wurden und zu einer maximalen Intransparenz geführt haben.“

Rolle der Politik: Fokus allein auf SPD und AWD

Bei der Ursachenforschung hinterfragt das Magazin auch die Rolle der Politik. Das ist in dem Zusammenhang auch wichtig. Allerdings fokussieren sich die Journalisten dabei allein auf die Rolle der SPD. Es wird beispielsweise auf die enge Verbindung zwischen dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem Chef des Finanzdienstleisters AWD Carsten Maschmeyer verwiesen. Ebenso wird erwähnt, dass SPD-Politiker Walter Riester nach seiner politischen Karriere regelmäßig Vorträge bei Finanzdienstleistern hielt. Dabei wird explizit das Unternehmen AWD genannt. Zudem wird die Verbindung zwischen Maschmeyer und Bert Rürup kurz erwähnt. Auch der Name des Ökonomen Rürup steht für ein Rentenmodell. Mit ihrer MaschmeyerRürup AG wollten Maschmeyer und er Banken, Versicherungen und auch Regierungen beraten.

https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2011/Maschmeyer-bestreitet-anonyme-Parteispende,schroeder237.html

Was in dem Beitrag unerwähnt bleibt ist die Rolle der CDU und der Deutschen Vermögensberatung (DVAG). Dabei erscheint mir diese Kombination gerade in Verbindung mit dem Beispiel des Riester-Vertrages bei der AachenMünchener viel relevanter. Denn es gibt enge Verflechtungen zwischen DVAG, Aachen Münchener und der Deutsche Bank-Tochter DWS die ebenfalls im PlusMinus-Beitrag genannt wird.

Zweifelhafte Nähe zwischen CDU und DVAG

Die DVAG vertreibt sowohl die Versicherungen der Aachen Münchener als auch Produkte der Deutsche-Bank-Tochter DWS. Die DVAG wurde sogar 2013 an der DWS Holding beteiligt.

Versicherungsbote.de schrieb 2013 mit Verweis auf die Quelle ,Fonds Professionell Online‘: „So betreuten die Vermittler der DVAG Ende 2012 immerhin 5,6 Prozent des gesamten Bestandes an Wertpapier-Publikumsfonds der Deutsche-Bank-Gruppe. Daraus resultierend heißt es im Geschäftsbericht der DWS, dass die DVAG mittlerweile der ‚bedeutendste Vertriebsweg außerhalb des eigenen Filialnetzes´ geworden sei.“

Und wie sieht es mit der Verbindung zwischen der DVAG und Politikern der CDU/CSU aus? Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl war zu Lebzeiten ein enger Freund von DVAG-Gründer Reinfried Pohl. Sein Kanzleramtschef Friedrich Bohl war lange Aufsichtsratsvorsitzender der DVAG und Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) war lange im Aufsichtsrat der DVAG tätig.

Eine Grafik zu den Verflechtungen wurde von der WirtschaftsWoche erstellt und ist heute noch im Wertpapier-Forum zu finden.

https://www.wertpapier-forum.de/topic/43454-deutsche-verm%C3%B6gensberatung-dvag/page/2/

In einer DVAG-Pressemeldung zum Geburtstag des Firmengründers von 2013 wird Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Worten zitiert: „Sie und Ihre Familie haben ein gutes Stück der Geschichte der sozialen Marktwirtschaft mitgestaltet, denn Sie haben das Angebot von Allfinanzleistungen populär gemacht, Sicherung aus einer Hand, weil es um den Menschen geht und nicht um das Produkt.“ Diese Einschätzung war leider falsch. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) zeichnete Pohl für seine Verdienste aus.

Persönliches Fazit von V. F. Alle

Nach meiner Ansicht hat Reinfried Pohl als Großspender der CDU (und anderere Parteien) erfolgreich das Erbe von Maschmeyer und Schröder weitergeführt. Er war vermutlich deshalb erfolgreicher, weil er dezenter auftrat als der Vertriebler Maschmeyer. Aber letztlich hat Pohl seine politischen Beziehungen noch besser ausgenutzt. Die Rechnung zahlen nun DVAG-Kunden, die wie ich darauf hofften, dass sich nach der Kritik an der Verbindung Schröder/Maschmeyer und der Finanzkrise 2009 etwas ändern würde.

Ich selbst habe durch einen DVAG-Berater eine Riester- und eine Rürup-Rente vermittelt bekommen. Die eine habe ich mir längst mit Verlust auszahlen lassen und die andere habe ich beitragsfrei gestellt. Stattdessen investiere ich das Geld seitdem lieber in mein Eigenheim.

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