Monat: September 2015

#RefugeesWelcome: Netzwerkmarketing statt Journalismus?

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Zeitungen gelten als wenig innovativ. Bei Bild ist das anders. Nach und nach hat das Blatt Kompetenzen im Netzwerkmarketing (Empfehlungsmarketing, MLM) aufgebaut. Deutlich wird das an der aktuellen Aktion des Titels, der Zeitung und Onlineauftritt umfasst.
Mit seiner Aktion „RefugeesWelcome“ ist es dem Chefredakteur von Bild gelungen, kostenlose Werbefläche auf den Trikots der Bundesligaclubs zu ergattern. Auch andere Prominente zeigten sich im Rahmen der Aktion bereits mit dem Logo der Bild-Aktion. Das nutzt der Titel wiederum für Eigenwerbung. Ein effizienteres Marketing kann es kaum geben.

Gelernt hat das der Bild-Chefredakteur vermutlich bei Google oder vielleicht auch beim Bild-Werbepartner Deutsche Vermögensberatung (DVAG), also einem professionellen Strukturvertrieb. Damit sollte nun jedem klar sein, warum dieser Beitrag in einem Blog über meinen Finanzdienstleister auftaucht.

Das Prinzip ist einfach. Es setzt nicht auf Schwarmintelligenz, sondern auf Schwarmvertrauen. Menschen vertrauen den Aussagen ihrer Freunde und Vorbilder aus Sport, Politik oder auch Wirtschaft. Da wir die Intelligenz schon mal abgeschaltet, wo bei einem Fremden kritisch hinterfragt wird.

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Für Bild wäre die Rechnung fast aufgegangen, wenn da nicht der St.-Pauli-Kommentar des übereifrigen Chefredakteurs gewesen wäre.

Der Versuch Kritiker auszuschließen (Punkt 6 in meinem Beitrag Empfehlungsmarketing wirkt auf allen Ebenen) führte schließlich zu unerwarteten Gegenreaktionen. Die Twitter-Aktion, die Weigerung des FC St. Pauli an der Bild-Aktion mitzumachen mit „Kein Herz für Flüchtlinge“ zu kommentieren, sorgt seitdem für viel Wirbel im Netzt und in anderen Medien.

Kritiker ausschließen, ist Teil des Netzwerkmarketings und hat mit Journalismus nichts zu tun.
Stimmungsmache: Kritiker auszuschließen, ist Teil des Netzwerkmarketings und hat mit Journalismus nichts zu tun.

Die Strategie des Chefredakteurs hätte auch funktionieren können. Nur: Weil die bisherigen Aktivitäten des Hamburger Fußballvereins nicht medial ausgeschlachtet wurden, waren sie ihm wohl entgangen.
Ein kleiner Fußballverein und viele Fans regieren nun sehr Intelligent auf die Kritik des Meinungsführers von Bild. Fußballbegeisterte Menschen mögen einfacher gestrickt sein, als ein Chefredakteur mit besten Kontakten zu hochrangigen Persönlichkeiten. Dumm sind sie deswegen noch lange nicht.

Den Bild-Lesern und Bild-Online-Nutzern sollte damit klar werden, dass es dem Titel längst nicht mehr um Meinungsbildung geht, sondern um Meinungsmache. Das ist ein großer Unterschied.

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Danke an alle die ohne RefugeesWelcome-Sticker und ohne mediale Aufmerksamkeit Flüchtlingen tatkräftig helfen. Sie sind die wahren Helden. Denn sie helfen ohne Hintergedanken.

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Viele Grüße und noch ein schönes Wochenende,
V. F Alle

Maximale Motivation: Sie folgen ihm wie dem Rattenfänger

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Über einen Beitrag im Magazin Focus Online bin ich auf den Werbefilm der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) mit Jürgen Klopp gestoßen. Im Focus-Artikel wird auf ein Interview von Jürgen Klopp im Magazin der DVAG verweisen, das wiederum auf den Werbefilm weiterleitet.
Als ich den Film zu ersten Mal gesehen habe, kam mir spontan die Assoziation zum Rattenfänger von Hameln.
Jede(r) möge sich sein eigenes Urteil bilden: https://vimeo.com/125890976

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Der Millionendeal mit Klopp scheint sich also für die DVAG auszuzahlen, wenn klassische Medien nun schon aus der Unternehmenszeitschrift zitieren.

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Mir fällt nur auf, dass das Marketing der DVAG, welches mich früher auch eingefangen hatte, nun noch subtiler wird.

„Man muss nicht für sich täglich Deutscher Meister werden oder zahlreiche Verträge abschließen, es aber für ein Team zu tun beziehungsweise für andere, für die man Verantwortung übernommen hat, ist wichtig und gehört auch zum Erwachsenwerden dazu,“ sagt Klopp beispielsweise im DVAG-Magazin.

Das klingt plausibel. Im Buch des DVAG-Gründers Reinfried Pohl klang das noch anders Das sprach Pohl zwar auch von der DVAG als Familie, bewies allerdings einen sehr speziellen Familiensinn:

„Ein Vorteil des strukturierten Systems ist, dass derjenige, der einen Fehler macht, sich selbst bestraft. … … Wer Fehler macht, muss dafür den Kopf hinhalten, das ist doch logisch.”

Erkennen Sie den Unterschied?

Deja vu: War da was? Irgendwie erinnert die Mitarbeitersuche der DVAG an die Rekrutierung von Soldaten im ersten Weltkrieg. Wer im Netz sucht, findet sicher die Originalmotive.
Deja-vu: War da was? Irgendwie erinnert die Mitarbeitersuche der DVAG an die Rekrutierung von Soldaten im ersten Weltkrieg. Wer im Netz sucht, findet sicher die Originalmotive.

Fakt ist: Die DVAG braucht unbedingt neue, motivierte Mitarbeiter, die ihr neue Kunden zuführen. Laut Versicherungswirtschaft Heute ist die Zahl der Direktionen in den vergangenen Jahren zurück gegangen.  http://versicherungswirtschaft-heute.de/vertrieb/dvag-startet-rekrutierungsoffensive/
Gleichzeitig seien verschiedene Geschäfte rückläufig gewesen oder stagnierten.
Und: Seit Anfang 2015 streitet die DVAG-Führung mit Vermögensberatern (http://handelsvertreter46.rssing.com/browser.php?indx=41882487&item=1 ), die eine unabhängige Interessenvertretung gründeten. Hintergrund: Formal sind die Vermögensberater eigenständige Handelsvertreter und es gibt daher keinen Anspruch auf so etwas wie einen Betriebsrat.
Warum dies manchen Vermögensberatern inzwischen wichtig erscheint, lässt sich aus folgender Blog-Diskussion erahnen. http://www.geprellte-vermoegensberater.org/viewtopic.php?t=539&p=5785

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Zurück zum Coach:
Nach seinen schlechten Erfahrungen als Werbepartner der Hamburg Mannheimer sollte Herr Klopp da vielleicht etwas genauer hinschauen und sich nicht so leicht von einer „guten Stimmung“ und einem Millionen-Euro-Betrag hinreißen lassen.
Wie sieht es da mit seiner Verantwortung für die vielen jungen Menschen aus, die ihn als Fußballtrainer bewundern und nun seiner Empfehlung bei der Berufswahl vertrauen?

Und noch etwas sollten junge Menschen beachten, die sich von der DVAG-Werbung angesprochen fühlen. Im Fußball und nun anscheinend auch bei der DVAG werden jungen Menschen zu Höchstleistungen angespornt. Doch diese Höchstleistung lässt sich nicht bis zum Rentenalter durchhalten. Das wird gerade bei Fußballspielern deutlich.
Überlegen Sie sich, ob Sie mit dem Unternehmen alt werden können, auch wenn Ihre Leistungsfähigkeit irgendwann nachlässt.
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Viele Grüße,
V.F. Alle
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Fußnote:
Renommierte Wirtschaftsmedien sehen Sparer weiterhin als leichte Beute für Finanzprofis. Insbesondere, wenn diese mit Spitzensportlern werben, sei Vorsicht angebracht.
Siehe: http://www.handelsblatt.com/my/finanzen/steuern-recht/recht/grauer-kapitalmarkt-die-scharlatane/11681780.html
bzw.
https://vfalle.wordpress.com/2015/05/30/nebenwirkungen-geld-und-gesundheit/
Während sich einfache Sparer bescheiden mit immer weniger Rendite begnügen, gehen im Fußball gerade die Verdiensterwartungen durch die Decke. Aber das ist wieder eine andere Sache.

Vor Jürgen Klopp als Fußballtrainer habe ich übrigens großen Respekt. Meine Kritik gilt lediglich dem System im Finanzvertrieb. Menschen die sich jetzt in das Pyramidensystem der DVAG begeben, sollte sich daher auch mit den kritischen Erkenntnissen dazu auseinander setzen. Denn das system lebt davon, dass sich an der Basis viele abstrampeln und die höheren Ebenen nur einigen wenigen vorbehalten bleiben. Des halb ist es wichtig den Glauben aufrecht zu halten, dass es jeder nach oben schaffen kann. Dazu braucht es erfolgreiche Motivatoren und ein Marketing, welches das geschickt unterstützt.

Einfach die Kinder ernähren – oder der Unterschied zwischen Recht haben und Recht bekommen

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Bereits vor einiger Zeit wurde ich auf die Internetseite eines Vermögensberaters der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) aufmerksam gemacht, der seine Erfahrungen im Streit mit seinem Arbeitgeber vor Gericht dort dokumentiert. Er kommt dort unter anderem zu dem Ergebnis, dass selbst neue Erkenntnisse an den Gerichten nicht unbedingt zur Veränderung der Situation für ihn und seine Berufskollegen führen. Siehe: http://www.scheinselbstaendig-vermoegensberatung.de/

Ähnlich wie Norbert Blüm in seinem Buch „Einspruch! : Wider die Willkür an deutschen Gerichten“, nennt Uwe K. einige Beispiele die verdeutlichen, dass Recht haben und Recht bekommen immer noch zweierlei ist. Auch er deutet an wie schwer es ist, dagegen anzukommen.

Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei. Auch Richter(innen) sind nur Menschen. Zu kritisieren ist nur der Umgang mit Fehlurteilen un Fehleinschätzungen.
Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei. Allerdings sind auch Richter(innen) nur Menschen. Zu kritisieren ist daher nur der Umgang mit Fehlurteilen und neuen Erkenntnissen.

Weil ich den Autor nicht kannte, habe ich Kontakt zu ihm aufgenommen. Ich hätte ihn gerne für meinen Blog interviewt. Doch er scheint ein bescheidener Mensch zu sein, dem es nicht darum geht sich in den Vordergrund zu stellen, sondern jemand, dem es um die Sache geht.

Ich, der Kunde, der sich von seinem Finanzdienstleister missverstanden fühlt und auf eine Klage gegen seinen Berater verzichtet, habe also Kontakt zu einem Vermögensberater der juristisch gegen sein Unternehmen (formal ist er selbständig) vorgeht.
Das klingt zunächst seltsam. Ich sehe allerdings einige Gemeinsamkeiten.
Wenn ich Uwe K. richtig verstanden habe, geht es ihm ebenso wenig wie mir darum, einzelne Menschen anzuprangern. Niemand ist fehlerfrei. Es geht vielmehr darum, auf Missstände hinzuweisen, die sich in den vergangenen Jahren verfestigt haben und bisher scheinbar von den Beteiligten als gegeben hingenommen werden.

Uwe K. bestätigt mich in meiner Einschätzung, dass Richter auch nur Menschen sind und, dass ein Weg vor Gericht für mich nicht unbedingt zu einem befriedigenderen Ergebnis geführt hätte.

Der erfolgversprechendste Weg für mich wäre ohnehin gewesen, meinen Berater zu verklagen. Gegen ihn hätte ich vielleicht vor Gericht gewinnen können. Am System, welches ich damals schon vermutete, hätte das allerdings nichts verändert. Den Eindruck den ich von der DVAG-Spitze hatte, konnte ich damals nicht gerichtssicher belegen.
Zudem hat mein Vermögensberater Kinder, genauso wie ich. Sollte ich einem anderen Menschen die Existenzgrundlage entziehen, nur um Geld für mich und meine Familie rauszuschlagen? Nein, das passte einfach nicht mit meinen Vorstellungen von Werten und Moral zusammen. Schließlich fehlte mir zwar Geld, aber meine Familie war nicht in ihrer Existenz bedroht.

Der Dialog mit Uwe K. hat mich daran noch einmal erinnert. Auch er hat demnach eine Familie und sieht es als Hauptaufgabe seine Kinder zu ernähren. Das Gleiche gilt für Eltern in unterschiedlichen Ländern und unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, die ich in meinem Leben bisher kennenlernen konnte.

Wenn ich mir die aktuellen Auf-und-ab-Bewegungen an den Finanzmärkten ansehe, dann habe ich den Eindruck, dass hier das umeinander kümmern zu kurz kommt. Was Uwe K. und ich mit der DVAG erleben, das erleben andere Menschen mit anderen Unternehmen, Richtern und Politikern. Es geht scheinbar nur noch um höher, schneller, weiter. Glücklich sind dabei immer weniger Menschen, weder die, die nach mehr Besitz streben, noch die die einfach nur ihre Familie ernähren wollen.
Menschen in diesem System setzten sich selbst unter Druck und sie setzen damit auch andere unter Druck. Die Folgen sind weltweit auf unterschiedliche Weise erkennbar.

Es ist gut, wenn viele Menschen erkennen, dass es so nicht weiter gehen kann. Noch besser ist es, wenn dann auch viele Menschen gemeinsam zu einer Lösung beitragen. Schuldige zu suchen ist kontraproduktiv. Jetzt gilt es nach vorne zu schauen. Ich bin dazu bereit.

Noch einmal danke an Uwe K.

Danke dafür, dass er den Mund aufmacht, statt sich mit seinen unbequemen Erfahrungen zu verstecken. Ich wünsche ihm und seiner Familie alles Gute.

Viele Grüße,
V. F. Alle