Politik
Wirecard, die BaFin und das Vertrauen einfacher Menschen
Wenn Lobbyisten und Politiker mauscheln, dann geht das meist zu Lasten der Normalbürger. So ist das auch beim Wirecard-Skandal. Die Anleger glaubten, dass Wirtschaftsprüfer (im Fall Wirecard ist es EY) und die Finanzaufsicht ihren Job machen. Weit gefehlt: Nur ist es in diesem Fall schwer, einen einzelnen Schuldigen auszumachen. Sicher hat das Wirecard-Management hier Dinge verheimlicht, aber gute Prüfer hätten zumindest nach kritischen Berichten in der Financial Times im Jahr 2015 gewarnt sein müssen.
Wieder einmal lullte ein ehemaliger Bundespolitiker die aktuellen Kollegen und auch die Bundeskanzlerin ein: Karl-Theodor zu Guttenberg, der ehemalige Bundeswirtschafts- und -verteidigungsminister. Er setzte sich bei der Bundesregierung für Wirecard ein.
Regelmäßig scheinen Bundespolitiker blind bei solch einer Einflussnahme durch ehemalige Kollegen. Ich hatte beispielsweise als Kunde der Deutschen Vermögensberatung AG (DVAG) auch auf die BaFin und die Lobesworte hochrangiger Politiker für den Finanzdienstleister. Darunter waren auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. Die Lobbyarbeit übernahmen damals der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl und Ex-Finanzminister Theo Waigel.
Ich verlor ebenso wie viele andere DVAG-Kunden viel Geld durch den Immobilienfonds SEB Immoinvest, der damals als mündelsicher galt und als sichere Anlage vermittelt wurde. Ich verlor einen mittleren fünfstelligen Eurobetrag und musste feststellen, dass die BaFin nicht für Finanzdienstleister wie die DVAG zuständig ist. Schlimmer noch, durch Gesetzesänderungen konnte sich der Finanzdienstleister sogar über das Engagement seiner Direktionsleiter bei den regionalen Handelskammern teilweise selbst kontrollieren.
Der gesellschaftliche Aufschrei hielt sich damals in Grenzen. Immerhin wirbt die DVAG inzwischen in Fernsehspots nicht mehr mit dem Slogan „Vermögensaufbau für alle“. Angesichts der vielen Geschädigten durch SEB Immoinvest sowie den DWS Immoflex war das über Jahre hinweg eine bewusste Falschinformation seitens der DVAG.
Der Fall Wirecard zeigt, dass hochrangige Bundespolitiker weiterhin sehr empfänglich für das Werben ehemaliger Kollegen sind. Es ist ja irgendwie auch menschlich, Menschen die man lange als Kollegen kennt, zu vertrauen. Doch wenn dann auch noch Wirtschaftsprüfer und die Finanzaufsicht ausgehebelt werden, dann muss dringend etwas verändert werden. Hier verlieren Menschen ihr Geld, dass eigentlich auch ihre Alterssicherung sein sollte.
Siehe dazu auch den heutigen Schwerpunkt zu Wirecard im ARD-Mittagsmagazin.
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/mittagsmagazin/videos/Schwerpunkt-Wirecard-Skandal-100.html
Hans Michelbach, CSU, Obmann im Finanzausschuss, kommt da zu dem Ergebnis, dass der Schutz der Anleger durch den Staat nicht funktioniert hat. Auf die Frage des Moderators warum man nicht bereits 2015, nach dem Bericht der Financial Times, genauer hingeschaut hat, erzählt Michelbach, dass man im April 2019 dem Bundesfinanzministerium und der BaFin „klare Fragen gestellt“ habe, aber keine Antworten erhalten hatte.
Ich finde das erschreckend, wie in unserem Bundestag und Bundesrat mit Risiken für das Ansehen Deutschlands aber auch die Finanzen einzelner Menschen umgegangen wird. Es geht nicht mehr nur um das Geld einzelner Anlager. Es geht hier um die Vertrauenswürdigkeit unserer politischen Vertreter.
Mir fehlen die Worte. Möge sich jeder selbst ein davon Bild machen.
Sonnige Grüße und immer schön den Kopf oben behalten
V. F. Alle
Zeit zum Abschied nehmen
Eines vorweg: Nein, ich möchte mich nicht umbringen.
Das was ich mit der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) erlebt habe ist zwar schlimm, aber ich bin drüber hinweg. Ich habe viel Lehrgeld gezahlt, weil ich darauf vertraut habe, dass die eng mit hochkarätigen Politikern vernetzte DVAG so gut mit meinem Vermögen umgeht, wie eine Bank. Letztlich war das eine Fehleinschätzung.
Die DVAG schaffte es in der Zeit nach der Finanzkrise 2008/2009 sogar sich der Aufsicht der Banken- und Finanzaufsicht BaFin zu entziehen – mit politischer Unterstützung. Einem hessischen Ministerpräsidenten war das so wenig bewusst wie mir, obwohl er sehr enge Kontakte zum DVAG-Gründer Pohl hatte. Ein ehemaliger Bundesfinanzminister, wollte von Problemen der DVAG mit dem SEB ImmoInvest nichts wissen, dabei saß er seinerzeit im DVAG-Aufsichtsrat.
Ich habe viel Geld dafür bezahlt, mein über die DVAG bei der SEB Bank (heute Santander) laufendes Hausdarlehen abzubezahlen. Der mir als Zwischenlösung (eine vorzeitige Vertragsablösung war angeblich nicht möglich) vermittelte Immobilienfonds SEB ImmoInvest wurde geschlossen und wird bis jetzt abgewickelt.
Vor Weihnachten habe ich mich entschlossen meine restlichen Anteile des SEB ImmoInvest an der Börse zu verkaufen und das Depot sowie das Konto bei der Santander Bank mit Verlust aufzulösen.
Es gibt aber jemanden der mehr bezahlt hat als ich. Das ist mein Vermögensberater. Er wurde sehr lange krank, als sich abzeichnete, dass die Fonds die er mir vermittelt hatte nicht zur Begleichung meines Hausdarlehens zur Verfügung stehen werden. Er hatte selbst auf die Informationen seines Direktionsleiters vertraut, musste aber feststellen, dass er keine Chance hatte meine Fondsanteile rechtzeitig abzustoßen. Inzwischen arbeitet er wieder als Vermögensberater. Ich bin mir sicher, dass er nun etwas vorsichtiger ist mit Versprechen gegenüber seinen Kunden.
Vorsichtige Vermögensberater sind nicht gut für das Geschäft. Das ist vermutlich ein Grund dafür, dass die DVAG seit ein paar Jahren so offensiv mit Jürgen Klopp wirbt. Klar möchten junge Menschen genauso erfolgreich sein und er ist auch ein guter Motivator. Ich wünsche den jungen DVAG-Beratern und Ihren Kunden mehr Erfolg, als ich es mit der DVAG hatte.
Ich weiß, dass es bei den oft freundschaftlichen Verhältnissen die die Vermögensberater pflegen schwierig ist seinen Berater zu verklagen, wenn Grund zur Sorge um besteht. Letztlich hätte ich das aber tun müssen, um nicht auf meinen Verlusten sitzen zu bleiben. Das muss jeder für sich selbst entscheiden, der einmal in eine solche Situation kommt.
Endlich Schuldenfrei
Ohne die Hilfe der DVAG habe ich inzwischen mein Haus abbezahlt. Eigentlich hätte das spätestens Ende 2012 der Fall sein sollen. Ich habe wieder eine glückliche und gesunde Familie. Irgendwie hatte ich geträumt meinen Kindern einen Auslandsaufenthalt zu finanzieren, damit sie andere Länder und Sprachen kennen lernen. Das Geld, was ich dafür eingeplant hatte ist jetzt futsch. In Anbetracht dessen, was ich trotz finanzieller Verluste noch habe, bin ich trotzdem ein glücklicher Mensch.
In den nächsten Tagen werde ich zusammenfassen, was mir die Auflösung genau gebracht hat und welche finanziellen Verluste ich erlitten habe.
Ich werde mich auch weiterhin auf Rückmeldungen zu meinem Blog freuen – sowohl von DVAG-Kunden als auch Vermögensberatern.
In diesem Sinne,
alles Gute für 2020.
V. F. Alle
Kritik an DVAG nimmt zu
Kurz nachdem Spiegel-Online kritisch über die DVAG berichtet hatte, hat nun die „Welt“ unter dem Titel „Finanzberater packt aus: Eine Branche wie eine Sekte“ einen ähnlichen Beitrag veröffentlicht. Vielen Dank an meinen Leser „Robin“, der mich darauf hinwies.
Ich distanziere mich allerdings von der Aussage, dass die DVAG die Springer-Medien bisher „gut in Griff“ hatte.
Fakt ist jedoch, dass es in der Vergangenheit sehr enge geschäftliche Kontakte zwischen der DVAG und den Springer-Titeln „Bild“ und „Welt“ gab. So war der ehemalige Chefredakteur der Bild-Zeitung, Kai Diekmann, Trauzeuge von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl. Der war wiederum ein guter Freund von DVAG-Gründer Reinfried Pohl.
Zur Bundestagswahl 2013 hatte die Bildzeitung eine große Sonderveröffentlichung kostenlos an alle deutschen Haushalte verteilt, inklusive ganzseitiger Anzeige der DVAG sowie einer großen Anzeige von DVAG-Partner Deutsche Bank.
Ebenfalls 2013 gab es einen „Service“ der Redaktionen Bild und Welt namens Finanzdialog. Sponsoren waren DVAG, Aachen Münchener sowie die Deutsche-Bank-Tochter DWS. Teilweise musste man dabei auf deren Internetauftritten schon sehr genau nach dem Hinweis „Anzeige“ suchen. (Darüber hatte ich unter anderm in meinem Beitrag „Haus kaufen ohne eigenes Geld“ berichtet, aber auch unter https://vfalle.wordpress.com/2013/08/13/die-rolle-der-medien-finanz-dialog-14/ )
Kritische Berichte über die DVAG waren in den Springer-Medien zuletzt nicht zu finden. Mit dem aktuellen Artikel scheint sich das zu ändern.
Mit freundlichen Grüßen,
V. F. Alle
Hilfe, eine Kunde! Was ist mit meinen Finanzdienstleistern los?
Zum 10. Jahrestag der Lehman-Pleite habe ich mir einen Kommentar verkniffen. Jetzt kann ich nicht mehr. Heute hatte ich wieder eine denkwürdige Erfahrung mit der Deutschen Bank.
Bekanntlich habe ich ja mit dem DWS Immoflex der Deutschen Bank erhebliche Verluste erlebt. Dabei wollte ich genau das ja vermeiden als ich dem Deutsche-Bank-Partner Deutsche Vermögensberatung (DVAG) Geld anvertraute mit dem ich eigentlich ein Hausdarlehen nach der Laufzeit ablösen wollte. Für die Steuer brauchte ich jetzt eine Verlustbescheinigung, die ich bei der Deutschen Bank schriftlich beantragen muss. Das auf dem Antragsformular keine Adresse stand, wollte ich den Antrag einfach bei meiner Filiale einwerfen.
Zu meiner Überraschung gibt es dort aber keinen Briefkasten mehr. Okay, im Schalterraum gibt es einen Kasten dafür. Am Wochenende ist der aber hinter Glastrennscheiben nicht zu erreichen. Vor mir hatten aber scheinbar auch schon andere Kunden Briefe bzw. Überweisungsträger durch einen Schlitz zwischen zwei Scheibenelementen geschoben.
Fast scheint es, als habe die Deutsche Bank kein Interesse mehr an Kundenkontakt. Nachdem es schon länger keine Barauszahlungen mehr am Bankschalter gibt, wird nun auch die Annahme von schriftlichen Dokumenten erschwert.
Zurück zur Lehman-Pleite: Anlässlich des Jahrestages gab es viele warnende Worte, dass das Risiko einer erneuten Finanzkrise weiterhin hoch sei und insbesondere Deutsche Banken dafür nicht gerüstet seinen. Nach meiner Ansicht haben sich deutsche Politiker zudem von den Finanzkonzernen an der Nase herumführen lassen. Zwar überwacht die Bankenaufsicht (BaFin) Banken und Versicherungen strenger, dafür werden Vertriebsorganisationen wie die DVAG so gut wie gar nicht mehr kontrolliert.
Noch immer scheinen manche Politiker blind zu sein. Obwohl ich einige von ihnen bereits schriftlich darauf hingewiesen habe, dass viele DVAG-Kunden mit Produkten wie dem SEB Immoinvest und dem DWS Immoflex Geld verloren haben, darf die DVAG weiter mit dem Slogan „Vermögensaufbau für Jeden“ werben. Gleichzeitig muss das Unternehmen nicht einmal mit Konsequenzen durch die BaFin rechnen. Kein Wunder also, dass Banken und Versicherungen die Beratung und den Vertrieb zu neuen Finanzprodukten zunehmend Vertriebsgesellschaften überlassen.
Der Aspekt fehlt mir übrigens im ZDF-Zoom-Beitrag „Geheimakte Finanzkrise“:
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzoom/zdfzoom-geheimakte-finanzkrise-110.html
Viele Grüße,
V. F. Alle
Selbstzweifel durch Online-Berichte
Bei der Recherche zu meinem letzten Beitrag bekam ich Selbstzweifel. Es ging um Berichte über die Hart-aber-fair-Sendung und die Versicherungsbranche. Sowohl Bild-Online als auch Focus-Online hatten mich mit ihren reißerischen Überschriften auf diese Sendung aufmerksam gemacht. Focus titelte: „Einen Garantiezins hat es nie gegeben – Was Lebensversicherer in der ARD gesteht ist eine Ohrfeige für gutgläubige Kunden“. Bei Bild klang das ähnlich.
Zwei Tage später war davon bei beiden Medien nichts mehr zu finden. Die auf Suchmaschinen und Leseraufmerksamkeit zugeschnittenen Beiträge waren plötzlich nicht mehr wieder zu finden oder völlig verändert. Statt des ursprünglichen Titels wurde nun mit Aussagen der ARD-Börsenexpertin Kohl aufgemacht. Auch ein von mir kopierter Link führte ins Leere.
https://www.focus.de/finanzen/versicherungen/einen-garantiezins-hat-es-nie-gegeben-was-lebensversicherer-in-der-ard-gesteht-ist-ohrfeige-fuer-gutglaeubige-kunden_id_8347832.html
Den ursprünglichen Focus-Bericht habe ich aber wieder gefunden. Das möchte ich hier gerne dokumentieren.
Wem ähnliches passiert, der braucht also nicht unbedingt an sich zu zweifeln. Bei Online-Medien werden Inhalte aus unterschiedlichen Gründen schon einmal gelöscht bzw. verändert. Mir ist das jetzt mehrfach aufgefallen. Mal wurde in Verbindung mit einem Finanzsskandal ein Politiker namentlich bei Bild-Online genannt, der für eine Anlageform geworben hatte und mal hatte sich der DVAG-Gründer in einem langen Interview mit einer weiteren großen Deutschen Zeitung hatte beispielsweise DVAG-Gründer Reinfried Pohl sich für mein Gefühl erstaunlich offen zu einem Fehler geäußert. Wenig später waren die entsprechenden Stellen in beiden Fällen nicht mehr im Netz zu finden. Später außerte sich zumindest der Politiker laut einer anderen Zeitung dazu, dass er sich selbst von dem Finanzunternehmen getäuscht fühlt und sein „Grußwort“ nicht als Werbung gesehen hatte.
Gut finde ich es deshalb, wenn Redaktionen nachträgliche Veränderungen in Beiträgen kenntlich machen. So wie es z.B. Spiegel-Online tut, wenn ein Text ergänzt wird oder fehlerhafte Passagen geändert werden.
Loben möchte ich im Zusammenhang mit der Hart-aber-fair-Sendung „Crash der Lebensversicherungen: Panikmache oder echte Gefahr?“ den Beitrag der Rheinischen Post (rp-online) :
http://www.rp-online.de/panorama/fernsehen/hart-aber-fair-zur-lebensversicherung-alte-vertraege-rentieren-sich-aid-1.7340423
Er ist sehr seachlich geschrieben. Neben den Gerantiezinsen gibt es darin ein Beispiel, wie eine Kundin der Versicherung Generali dazu überreden sollte, „kostenlos“ auf ein anderes Produkt zu wechseln. ARD-Börsenexpertin Anja Kohl warnte in der Sendung davor und wurde in dem Beitrag wie folgt zitiert: „Dies könne bedeuten, dass der Versicherer die Versicherten aus alten Verträgen, die bessere Konditionen haben, herausdrängen wolle, etwa, weil sich manche Firmen komplett aus dem Geschäft mit Lebensversicherungen verabschieden wollen.“
An der Stelle möchte ich daran erinnern, dass der Generali-Vertrieb inzwischen von der DVAG übernommen wurde. Im nicht mehr erreichbaren Forum „Geprellte Vermögensberater“ wurden die Praktiken der Umdeckung auch bei der DVAG bereits vor längerer Zeit kritisiert. Und der Versicherungsbote titelte 2015: „DVAG gerät wegen der Umdeckung von Lebensversicherungen ins Zwielicht“ In dem Beitrag heißt es unter anderem, dass die Vermittler in dem Beispiel erneut die volle Provision kassieren.
Ich frage mich also, was nun mit dem Exklusiv-Vertrieb der Generali-Versicherungen durch die DVAG für die Kunden besser werden soll? Aber das nur am Rande.
Mein Tipp zum Schluss: Wer wichtige Online-Beiträge direkt dokumentiert, der braucht später nicht an seinem Erinnerungsvermögen zweifeln.
Viele Grüße,
V. F. Alle
Wer setzt der DVAG Grenzen? Kann man sich eine Stadt kaufen?
Die gute Nachricht ist: Es geht uns verhältnismäßig gut in Deutschland. Doch wie George Packer in seinem Buch „Die Abwicklung – Eine innere Geschichte des neuen Amerika“ beschreibt, dass „der Glaube an eine gemeinsame Zukunft nicht mehr gültig ist“, so scheint es auch hierzulande immer mehr Unmut zu geben.
Sehr nachdenklich hat mich in diesen Tagen die Lektüre eines Buches über den Einfluss der Familie des DVAG-Gründers Reinfried Pohl gemacht. Es heißt „Die gekaufte Stadt? – Der Fall Marburg: Auf dem Weg zur Pohl-City“. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat es im VSA Verlag Hamburg im Februar 2016 veröffentlicht.
Darin heißt es im Vorwort von Sebastian Chwala / Frank Deppe / Rainer Rilling / Jan Schalauske auf Seite 10 u.a.:
„Sozialwissenschaftler, Historiker und kritische Ökonomen kritisieren
die Polarisierung von Reichtum und Armut nicht nur in globalen Dimensionen, sondern auch in den hochentwickelten kapitalistischen Gesellschaften des Westens (also in Nordamerika und Europa) selbst. Die Auswirkungen dieses Widerspruchs, der sich auf der Basis »entfesselter Finanzmärkte« und der »Austeritätspolitik« entfaltet, durchdringen weite Felder von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.“
Es zeigt an anders Bild der Familie Pohl, als die Selbstdarstellung von Reinfried Pohl in seinem Buch „Ich habe Finanzgeschichte geschrieben“ (Hoffmann und Campe Verlag) oder im Familienmuseum in Marburg.
Ebenfalls im Vorwort (Seite 9) heißt es z.B.:
„Dr. Pohl legte hingegen stets Wert darauf, als »Wohltäter« der Stadt und ihrer
Menschen wahrgenommen zu werden. Von seinen philanthropischen Aktivitäten, die für Marburger Verhältnisse bedeutend, im Vergleich zu anderen Milliardären eher gering waren, wurde vor allem die Förderung der Marburger Medizin geschätzt. Doch er verlor – als erfolgreicher Geschäftsmann – niemals das Interesse aus den Augen, seiner DVAG Steuern zu sparen und Abschreibungsmöglichkeiten zu eröffnen.
Daher ist naheliegend, dass die Verlegung des Firmensitzes eines Tochterunternehmens von Frankfurt nach Marburg der DVAG durch den niedrigeren Satz in Marburg dem Konzern ermöglicht hat, Millionen an Ge-
werbesteuern zu sparen. Ein Gutteil seiner »Spendenaktivitäten«, wie für die Forschungsstelle für Finanzdienstleistungsrecht oder die Fachhochschule für Wirtschaft, waren faktisch in beträchtlichem Umfang geschäftliche Investitionen, welche darüber hinaus den unternehmerischen Tätigkeiten der DVAG ein positives Image gegenüber ihren Kunden verschaffen sollten.“
Als langjähriger DVAG-Kunde kann ich sagen, dass Reinfreid Pohl das Ziel bei mir erreicht hatte. Inzwischen weiß ich, dass die DAVG auch für Gesetzesänderungen geworben hat, um die Überwachung von Finanzvertrieben durch die Finanzaufsicht aufzuheben. Das ist seit 2013 der Fall. Teilweise hatten das sogar hochrangige Politiker nach meinen Recherchen nicht wahrgenommen.
Aus dem Werk möchte ich hier nicht mehr zitieren. Es kann als PDF-Datei kostenlos heruntergeladen werden. https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/sonst_publikationen/VSA_Chwala_ua_Marburg_Buch.pdf
Nur so viel: Die Fragezeichen werden auch nach der Lektüre nicht aufgelöst. Es zeigt aber, wie die Grenzen verschwimmen und wie sich Politiker von einflussreichen Großspendern beeinflussen lassen.
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Viele Grüße,
V. F. Alle
DWS Immoflex liquidiert: Geld zur Nr. 1?
Welche eine Überraschung zum Jahresende! Nachdem ich bereits über die Verluste mit dem SEB Immoinvest berichtet hatte, kam nun zweimal Post von der Deutschen Bank bezüglich des DWS Immoflex. Der Fonds wurde mir (wie zuvor bereits der SEB Immoinvest) von meinem DVAG-Berater vermittelt, weil er 2009 angeblich für meine Bedürfnisse besser geeignet war als der SEB Immoinvest. (Wie bereits berichtet sollten daraus die Jahreszahlungen für diverse Versicherungsprodukte der Aachen Münchener bedient werden, die mir der DVAG-Vermögensberater für meine Altersvorsorge vermittelt hatte.)
Im ersten Schreiben teilte mir die Deutsche Bank mit, dass die Fondsverwaltung des DWS Immoflex nun zur Liquidation an die Depotbank übergeben wird.
Im zweiten Schreiben bezifferte die Deutsche Bank meinen Liquidationsverlust auf rund 18.100 Euro.
Dafür, dass kein Finanzdienstleister besser als die DVAG wusste, dass ich noch Darlehen zu tilgen hatte und bis heute mit „Vermögensaufbau für jeden“ wirbt, halte ich das für eine sehr schaurige Bilanz.
Am Rande möchte ich darauf hinweisen, dass die DVAG für ihre Vermittlungserfolge bei DWS-Produkte Anteile an der Deutsche-Bank-Tochter DWS erhalten hat. Kann es sein, dass die DVAG dabei die Bedürfnisse ihrer Kunden aus den Augen verloren hat?
Mehrfach hatte ich seit 2012 (Beginn der Abwicklung des SEB Immoinvest und Ende der Vertragslaufzeit meiner Darlehen) bei Politikern und Managern der beteiligten Finanzunternehmen auf meine Bedürfnisse hingewiesen. Im DVAG-Management mochte man sich bis heute nicht auf mein Kundenbedürfnis einlassen. Mir wurde statt dessen mitgeteilt, dass ich die Fonds doch wollte und die Risiken ja ordnungsgemäß in den Verkaufsprospekten (nicht mal in den Verträgen) standen.
Die Einschätzung einer hochrangigen Politikerin zum 85. Geburtstag des inzwischen verstorbenen DVAG-Gründers Reinfried Pohl erscheint mir damit leider falsch: „Sie und Ihre Familie haben ein gutes Stück der Geschichte der sozialen Marktwirtschaft mitgestaltet, denn Sie haben das Angebot von Allfinanzleistungen populär gemacht, Sicherung aus einer Hand, weil es um den Menschen geht und nicht um das Produkt.“
Das möchte ich gerne glauben. Kann es aber bis heute nicht erkennen. Meine Realität deutet auf das genaue Gegenteil hin.
Trotz allem möchte ich positiv ins neue Jahr blicken.
Allen meinen Lesern wünsche ich ein gesundes und glückliches Jahr 2018
V. F. Alle
DVAG hat die Vermögensberater-Suche verändert
Weil ich davon ausgehe, dass mein Vermögensberater in den nächsten Tagen über mich befragt wird, wollte ich ihn darüber Informieren, was ich an die DVAG-Unternehmensleitung und einige andere Personen geschickt habe. (Das war der Handelsblattbeitrag mit ein paar Hintergrundinformationen aus meinen langjährigen Eigenrecherchen.) Außerdem wollte ich ihm mitteilen, dass ich nach wie vor nichts gegen ihn, sondern gegen das ignorante Verhalten des DVAG-Managements habe.
Dabei ist mir aufgefallen, dass die DVAG die regionale Suche verändert hat. Statt mehrerer Vermögensberater im jeweiligen Ort bzw. Umkreis wird dort nun nur noch eine Person angezeigt. Suche ich nach dem Namen und dem Ort bekomme ich mit unterschiedlichen Suchmaschinen zwar Treffer, werde aber von den gefundenen bisherigen Seiten auf eine neue zentrale DVAG-Seite umgeleitet. Da bekomme ich dann wieder jeweils einen Vermögensberater angezeigt, wenn ich einen Ort bzw. eine Postleitzahl eingebe. Mein Berater ist da nicht mehr dabei.
Deshalb bin ich bei seiner letzten Büroadresse vorbei gefahren. Wie an anderer Stelle bereits berichtet, war das nicht mehr der moderne komplett von der DVAG belegte Bau aus Holz mit großen Glasfronten in dem er arbeitete als ich ihn kennenlernte, sondern ein eher nüchternes Gebäude in einem eher schmuddeligen Industriegebiet. Dort teilt er sich seit einigen Jahren ein Büro mit zwei weiteren Vermögensberatern. Das Gemeinschaftsbüro existiert auch noch. Zwischenzeitlich hatte er ein anderes Büro mit Angestellten. So ändern sich scheinbar die Zeiten für langjährige DVAG-Vertriebler.
In der Vergangenheit hatte ich hier ja schon darüber spekuliert, dass die DVAG in den letzten Jahren so aktiv um neue Vermögensberater geworben hat, weil die älteren Mitarbeiter nicht mehr so unbeschwert neue Produkte vermitteln können, wie neue, erfolgshungrige Menschen (siehe auch Randnotiz 2). Die neue Vermögensberatersuche der DVAG scheint mir ein weiteres Indiz dafür, dass ältere Vermögensberater raus gedrängt werden sollen.
>> Nachtrag vom 29.12.2017: Scheinbar war/ist die DVAG-Homepage im Umbau. Mein Berater ist doch wieder zu finden, nur nicht auf den ersten Blick. Nach Eingabe der Postleitzahl wird in meinem gesuchten Ort zunächst nur der Direktionsleiter angezeigt. Über Pfeile nach rechts bzw. links können dann weitere Personen wie Hauptgeschäftsstellenleiter und Berater gefunden werden. Zuvor wurden alle Personen mit ihren Kontaktdaten auf einer Seite dargestellt. Das fand ich Nutzerfreundlicher als das auf Mobilgeräten so beliebte scrollen. <<
Randnotiz 1:
Mein Brief an Ex-Bundesfinanzminister und Ex-DVAG-Aufsichtsrat T. W. kam diesmal wieder zurück – mit dem Vermerk: „Neue Adresse“. Jetzt versuche ich es eben über die Parteizentrale in München.
Randnotiz 2:
Beispielhaft möchte ich auch einen Vermögensberater nennen, der mir über seine Schwierigkeiten berichtete. Finanziell ging es ihm gut, „Aber der Preis, den man dafür zu zahlen hat – jedenfalls bei einer bestimmten Charakterausprägung – der ist hoch … zu hoch. Also entweder dir ist es als Berater egal, ob die Fonds und Renditen deiner Kunden abschmieren – und suchst dir eben neue Anleger oder Mitarbeiter – oder du machst dir die Sorgen der Kunden zu deinen Eigenen“, schrieb er mir.
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Mich würde interessieren wie es gerade anderen Kunden und Vermögensberatern geht. Außerdem hoffe ich, dass auch die jungen DVAG-Vermögensberater „früher an später denken“, wie es in einem DVAG Werbeslogan so schön heißt. Manchmal helfen da die Erfahrungen älterer Kollegen.
Viele Grüße,
V. F. Alle