Einfach nur Schulden begleichen – Was ist passiert? (Teil 2)

Gepostet am Aktualisiert am

Als ich 2007 einen größeren Betrag erbte, war es für mich selbstverständlich, dass das Geld zur Tilgung unserer über die DVAG und die SEB-Bank (heute Santander) laufenden Darlehen verwendet werden sollte. Es kam für uns daher nicht in Frage mit anderen Finanzdienstleistern über höhere Kapitalerträge zu verhandeln. Zudem hatte unser Vermögensberater, der uns und unsere Bedürfnisse damals bereits seit fünf Jahren kannte in Aussicht gestellt, dass wir die Schulden gegen Zahlung von Vorzugszinsen vorzeitig abzahlen können. Er wolle sich darum kümmern.

Als uns das Geld aus (Bundesschatzbriefen und ähnlichen Anlagen) dann zur Verfügung stand sagte unser Berater, dass die SEB-Bank auf die Erfüllung der Vertragslaufzeit bis 2012 bestehe. Unser DVAG-Berater empfahl uns den Immobilienfonds SEB ImmoInvest. Dieser sei so sicher wie das von uns eigentlich favorisierte Tages- bzw. Festgeld. Gerichte hätten die „Mündelsicherheit“ der Anlageform bestätigt. Die Frage, ob wir in den Vertragsunterlagen ungewollte Risiken übersehen hätten, verneinte unser Berater. Wir fühlten uns damit auch deshalb sicher, weil wir das Vermögen der selben Bank anvertraut hatten, bei der wir auch unser Schulden begleichen wollten.

Im Zuge der Finanzkrise wurden uns Mitte 2009 uns schließlich Anteile des DWS Immoflex (Deutsche Bank) als passende Anlage verkauft für etwa 33% des bisher im SEB Immoinvest angelegten Vermögens vermittelt. Das Vermögen bei der SEB-Bank sollte zur Tilgung der Darlehen dienen. Das Vermögen bei der Deutschen Bank gab uns das Gefühl, das Risiko bei einer Bankenpleite verteilt zu haben. Dass unser Berater nur Ausdrucke der Vertragsunterlagen für den DWS Immoflex dabei hatte und keine Originale mit Durchschlag, erklärte er damit, dass er mehreren Kunden empfohlen hätte, einen Teil ihres Vermögens in eine zweite Anlage zu stecken. Nach der Lehman-Pleite war das für uns plausibel. Die Kopien der Verträge (Durchschlage gab es ja nicht) sowie die weiteren Vertragsunterlagen wollte er nachreichen.

Als der SEB ImmoInvest erstmals geschlossen wurde, war das noch kein Schaden für meine Familie und mich, schließlich brauchten wir das Geld ja erst 2012. Wir fragen unseren Berater allerdings mehrfach und 2010 auch die SEB-Fondsgesellschaft, ob wir uns Gedanken machen müssten, unser Darlehen doch nicht fristgemäß tilgen zu können. Die Fondsgesellschaft verwies damals auf den Berater Dieser teilte uns mit, dass der Fonds 2012 wieder öffnen müsse und das für uns genau rechtzeitig sei um unsere Darlehen abzuzahlen. Von dem Risiko, dass der Fonds auch abgewickelt werden könne, viel damals kein Wort. Weil mir die Information bezüglich der Zwangsöffnung aus anderer Quelle bestätigt wurde, vertraute ich darauf mein Ziel 2012 schuldenfrei zu sein zu erreichen.

Nachdem Anfang 2012 die Abwicklung bekannt wurde, befrage ich sowohl meinen Berater als auch den Filialleiter meiner SEB/Santanter-Bankfiliale, wie wir nun noch unser Ziel „SCHULDENFREIHEIT“ erzielen können. Beide beteuerten, dass die Risiken der Abwicklung für Sie nicht absehbar gewesen seien.
Zudem zeigte sich, dass der zweite mir vermittelte Fonds (DWS Immoflex) am ersten zu erheblichen Teilen beteiligt war und auch geschlossen wurde.

Von unserem ursprünglichen „Vermögen“ standen uns dadurch nur etwa 12,7% zur Verfügung. Damit konnten wir gerade einmal 20% unserer Schulden abbezahlen und mussten ein neues Darlehen aufnehmen.
Weil ich davon wusste, dass eine andere Bank ihren SEB-Immoinvest-Kunden kostenlose Darlehen gewährten, bat ich meinen Berater das auch für mich einzufordern. Er teilte mir mit, dass ihm von der Santander Bank (SEB wurde Zwischenzeit übernommen) mitgeteilt wurde, dass dies für meinen Fall nicht zutreffe.

Also verhandelte ich direkt mit der Santander Bank bis mir schließlich doch ein zinsloses Sonderdarlehen gewährt wurde. Was mir allerdings bis zur Vertragsvorlage keiner sagen konnte war, dass dies ausdrücklich daran gebunden ist, dass der Kunde die Verlustrisiken des Fonds alleine trägt. Desweiteren sollte ich einen Beratungsbogen unterschreiben, in dem die Risiken der Anlage inzwischen höher bewertet wurden als bei Vertragsabschluss.

Zudem wurden uns von unserem Berater2007 Rentenversicherungen zur Altersvorsorge vermittelt. Die wurden zunächst aus der Erbschaft bedient und sollten nun aus dem monatlichen Einkommen bezahlt werden, das ja übrig sein sollte, weil die Darlehen abbezahlt sind.

Weil wir aber immer noch lieber schuldenfrei sein wollen, möchten wir die Rentenverträge nicht mehr weiter bedienen. Einen Teil des Geldes könnten wir abzüglich der erhaltenen Förderung (die teilweise von Provisionen „aufgefressen“ wurden) zurück bekommen. Aus anderen Verträgen bekommen wir das Geld erst nach Eintritt in das Rentenalter. Das teilte uns inzwischen die Aachen Münchener Versicherung mit.
Unser Berater steht uns aus „gesundheitlichen Gründen“ nicht mehr zur Verfügung.

Im nächsten Beitrag berichte ich, wie das mir passieren konnte. Normal passiert so etwas doch nur Rentnern bzw. senilen Menschen, oder?

Ein Gedanke zu „Einfach nur Schulden begleichen – Was ist passiert? (Teil 2)

    […] Wie schwer es selbst in Deutschland inzwischen sein kann, seine Schulden los zu werden, das können Leser in diesem Blog nachlesen. Hier geht es zur Einführung. […]

Hinterlasse einen Kommentar